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Das Königreich Böhmen

statistisch-topographisch dargestellt; von Gottfried Sommer; Siebenter Band; Klattauer Kreis; Prag, 1839

Bearbeitung noch nicht fertiggestellt.

Seite 107 ff.

Allodial-Herrschaft Kauth und Chodenschloß

Dieses Dominium liegt im südlichen Theile des Kreises, und gränzt in Norden an die Dominien Ronsperg, Tauß, Bischof-Teinitz und Kanitz, in Osten an die Herrschaft Chudenitz, die Güter Lipkau, Wihořau, Lautschin, Smřowìtz und Miletitz, so wie an die Herrschaft Bistritz, in Süden an dieselbe Herrschaft, das Katharina-Gericht des kön. Waldhwozd (Prach. Kreis), und die Provinz Oberpfalz des Königreichs Baiern, in Westen an dieselbe Provinz, das Gut Grafenried und das Gut Stockau.

Die gegenwärtigen Besitzer sind die Gebrüder Graf Franz von Stadion-Thannhausen, k. k. Kämmerer und Hofsekretär der allgemeinen Hofkammer, und Graf Philipp von Stadion-Thannhausen, k. k. Hofsekretär bei der vereinigten Hofkanzlei in Wien. (S. Landtäfl. Handbuch, Litt. K. Tom. XIX. Fol. 161)

Die landwitschaftliche Bodenfläche ist nach dem Katastral-Zergliederungs-Summarium:

   Dominicale
(herrschaftlich)
 Rusticale
(untertänig)
 Zusammen
  Joch
(=5754,56 m²)
□Kl.
(=3,5966 m²)
Joch □Kl. Joch □Kl.
An ackerbaren Feldern 1581 703⅚ 13448 1450⅔ 15030 554½
An Teichen mit Aeckern vergl. 133 1350 4 686 138 436
An Trischfeldern 870 167 217 167 1087
An Wiesen 774 1168 5160 174⅓ 5934 1342⅓
An Gärten 32 477 289 969 321 1446
An Teichen mit Wiesen vergl. 88 1284 98 136 186 1420
Hutweiden etc. 717 812⅓ 2215 1502½ 2933 715⅚
Waldungen 12738 1031⅔ 2383 1208⅔ 15122 640⅓
Überhaupt 16067 1296⅚ 23767 1544⅙ 39835 1242

Die Oberfläche des Dominiums ist theils hochgebirgig, theils herrscht Mittelgebirge und flaches Land. An der Westseite erheben sich Theile des hohen Böhmerwaldes, namentlich gehört hieher ein Theil des Großen und Kleinen Čerchowberges, des höchsten Punktes im nördlichen Theile des Waldgebirges, welcher sich 3300 W.Fuß über die Nordsee erhebt. An diesen reiht sich nördlich der lange hohe Rücken des Schauerberges; er ist durch den Paß von Klentsch vom vorigen getrennt und erstreckt sich in nördliche Richtung auf eine Meile in die Länge. Ein Ausläufer davon in westlicher Richtung heißt der Heinrichsberg. Im Westen vom nördlichen Ende des Schauerberges beginnt der gleichfalls ansehnlich hohe Rücken des Herrsteiner Gebirges, welcher mit seinem südlichen Ende, der Kuhberg genannt, zu diesem Dominium gehört. Südlich vom Čerchow beginnt die große Unterbrechung des Waldgebirges durch niederes Mittelgebirge und Hügelland, welches sich vom genannten Berge längs der Landesgränze bis zum Oser-Gebirge und über den größten Theil dieser Herrschafterstreckt. Die in dieser Gegend vorkommenden Berge sind unbedeutend und meist vereinzelt, als der Chodenschlosser Berg, der Maxberg, zwischen Brennet und Maxberg, der Fuchsberg, und der Silberberg, eine hohe runde Kuppe, weithin sichtbar im angränzenden flachen Lande. Nördlich von diesen verlaufen Reihen und Gruppen von zugerundeten Bergkegeln, worunter der Holy bei Meyrow, der Čiyadlo bei Melhut, der Bezny, der Hluboker Berg an der Südseite, die Hory (Berge) an der Nordseite von Hluboken, dann die Gruppe von höheren Bergen nördlich und östlich von Neugedein, als der Skarman, der Riesenberg, der Stanetitzer Berg, welcher mit dem Niemčitzer Bergrücken auf der Herrschaft Chuenitz zusammenhangt, der Slupney, der Pržikopj, der Kuhberg, der Dreifaltigkeitsberg, der Kojetitz, der Barak mit dem niedrigern Pfaffenberge. Diese letztgenannte Gruppe von Bergen gehört zu dem Chudenitzer Mittelgebirge und bildet dessen südliches Ende. Die Felsarten dieser verschiedenen Gebirgszweige sind mannichfaltig. Im hohen westlichen Gebirge ist Gneus die herrschende Felsart; er geht öfters in Glimmerschiefer und Thonschiefer über, enthält auch […]

Die Gewässer gehören theils zum Flußgebiete der Elbe, theils zu dem der Donau. Unter den Erstern sind zu bemerken: 1) die Čerchowka, ein am Großen Čerchower Berge entspringender Bach, welcher nördlich über Chodenschloß auf die Herrschaft Ronsperg geht und sich mit dem in die Radbusa fließenden Podhan-Bache vereinigt; 2) der Fleckner Bach; dieser entsteht südwestlich vom hiesigen Dorfe Flecken, an der baierischen Gränze, und fließt nordöstlich über Flecken und Chudiwa dem Angelbache zu; er verstärkt sich hiesigerseits zur Linken durch den über Putzenried kommenden Branschower Bach. In die Donau gehen: 3) der Hasselbach, dessen Quellen unweit nordwestlich vom Ursprunge der Čerchowka liegen; er fließt westlich und vereinigt sich bei dem bairischen Gränzdorfe Ober-Höll mit der vom Gute Grafenried kommenden Schwarzach, welche nach Baiern in die Nab geht; 4) die Cham oder Kamp, welche nordöstlich von Neumark entspringt, und unweit abwärts von diesem Städtchen nach Baiern strömt, um sich dort mit dem Regen zu vereinigen. Die vornehmsten Teiche sind der Babyloner Weiher oder See, bei Babylon, der Neuhofer Teich, bei Kauth, der Neumarker Weiher, bei Neumark, der Schneidehofer Teich, bei Scheiderhof, und der Chudiwaer Teich, bei Chudiwa. Sie enthalten Karpfen, Hechte und Bärschlinge von ausgezeichneter Größe, besonders stehen die Karpfen von Neumark in gutem Ruf.

Die Zahl der Einwohner ist (mit Ausschluß der Schutzstädte Neugedein, Neumark und Klentsch) 19751. Darunter befinden sich 20 Israeliten-Familien, Die Sprache ist in 39 Ortschaften teutsch, in 19 böhmisch und in 8 gemischt.

Die Ertrags- und Nahrungsquellen sind: Landwirhtschaft, Flachs- und Wollspinnerei, Weberei, Verfertigung verschiedener Holzwaaren, als Schaufeln, Heugabeln etc., Holzschlagen, Handel mit Borstenvieh, Gänsen, Leinwand, Bändern, Federn etc., Taglöhner-Arbeiten und in den Städten verschiedene Handwerke.

Der Boden ist im Ganzen von geringer Fruchtbarkeit und lohnt daher in Verbindung mit dem rauhen Gebirgsklima die Arbeiten des Landbauers nur kärglich. Indessen werden nicht nur Korn und Haber, sondern an einigen günstigen Stellen auch Waizen und Gerste gewonnen. Die Obstbaumzucht ist des kalten Klimas wegen unbedeutend.

Der Viehstand war am 30. April 1837:

  Bei der Obrigkeit. Bei den Unterthanen Zusammen
Pferde 29
(28 Alte, 1 Fohlen)
432
(319 Alte, 113 Fohlen)
461
Rindvieh 441
(8 Zuchtstiere, 30 junge Stiere, 199 Kühe, 137 Kalbinnen, 48 Zugochsen, 19 junge Ochsen)
8302
(91 Zuchtstiere, 83 junge Stiere, 3542 Kühe, 1196 Kalbinnen, 8 Mastochsen, 2388 Zugochsen, 994 junge Ochsen)
8743
 
Schafe 4932
(4338 Alte, 594 Lämmer)
5739
(3872 Alte, 1867 Lämmer)
10671
Borstenvieh651 651
Ziegen 554 554

Auch wird starke Gänsezucht getrieben und der Handel mit Gänsen, so wie mit Schweinen, bildet einen nicht unbedeutenden Erwerbzweig vieler Ortschaften.

Die Obrigkeit hat 9 Maierhöfe in eigener Regie (Chodenschloß, Possigkau, Kauth, Althof, Neuhof, Weißberg, Neumark und Stanetitz).

Die Waldungen sind in 8 Reviere (Fuchsberg, Neumark, Philippsberg, Meigelshof, Neubäuhütten, Mauthhaus, Sopienthal und Gibacht) eingeteilt.

Der Wildstand ist der Größe des Areals angemessen und besteht in Hasen, Rebhühnern und Rehen; auch haben die Gebirgswaldungen einen bedeutenden Stand von Hochwild. Um das J. 1814 wurde in den Waldungen bei Chodenschloß ein Luchs erlegt.

Größere Gewerbs-Anstalten sind, außer der k. k. privilegirten Wollenzeug-Fabrik zu Neugedein, welche weiter unter bei der Darstellung dieser Schutzstadt näher beschrieben werden soll, drei obrigkeitliche, jetzt zeitlich verpachtete, Glashütten (Hochofen, Friedrichshütte und Kreuzhütte), mit Landesfabriksbefugniß, welche Tafel- und Spiegelglas liefern und zusammen 815 Personen beschäftigen, 2 Steingut-Fabriken zu Klentsch und Neumark, mit einfacher Befugniß und 17 Arbeitern, und eine Papiermühle zu Posigkau (Firma I. G. Fürtsch), mit Landes-Fabriksbefugniß und 17 Arbeitern.

Außerdem waren in den Städten und auf den Dörfern des Dominiums am Anfang des Jahres 1837 mit Polizeigewerben 363 zünftige Meister, und 97 andere Befugte, 179 Gesellen, 109 Lehrlinge und 6 Hilfsarbeiter, mit Commerzial-Gewerben 64 zünftige Meister, 47 Gesellen und 18 Lehrlinge, mit freien Gewerben 96 Befugte beschäftigt. Ueberdieß nährten sich von Handel verschiedener Art 423 Personen. Die gesammte Gewerbs-Industrie beschäftigte demnach 1402 Personen, ungerechnet 7500 Personen, welche durch die Neugedeiner Wollenzeugfabrik mit Arbeit versehen werden, von welchen jedoch die meisten nicht auf der hiesigen Herrschaft, sondern in anderen Theilen des Klattauer, so wie des Pilsner Kreises wohnhaft sind. Unter den Commerzial-Gewerben ist die Verfertigung von Beuteltuch das ausgebreitetste; es wird in Neugedein von 24 Meistern mit 36 Gesellen und 11 Lehrlingen betrieben. Die übrigen Meister und sonstige Befugte sind: 28 Bäcker, 80 Bierschänker und Wirthe, 2 Bräuer, 2 Branntweinbrenner, 3 Drechsler, 4 Färber, 11 Faßbinder, 27 Fleischhauer, 5 Glaser, 4 Griesler, 2 Hutmacher, 2, Lebküchler, 96 Leinweber (zerstreut auf der ganzen Herrschaft, die meisten in Neugedein, Klentsch und Neumark), 5 Lohgärber, 8 Maurer (63 Gesellen), 1 Messerschmiedt, 41 Müller, 4 Nagelschmiedte, 1 Pechsieder, 1 Rauchfangkehrer, 6 Sattler, 6 Schleifer, 6 Schlosser, 43 Schmiedte, 64 Schneider, 65 Schuhmacher, 4 Seifensieder, 5 Seiler, 5 Siebmacher, 1 Strumpfstricker, 26 Tischler, 7 Töpfer, 1 Tuchscheerer, 1 Uhrmacher, 2 Waffenschmiedte, 26 Wagner, 3 Wasenmeister, 1 Weißgärber und 7 Zimmermeister (48 Gesellen). Handelsleute sind 13 Besitzer vom gemischten Waarenhandlungen, 19 Krämer, 76 Hausirer, 82 Bandhändler, 17 Federhändler, 1 Leder und Wollhändler, 2 Eisenhändler, 4 Viehhändler, 1 Obsthändler und 8 Holzwaaren-Händler.

Die Märkte Neugedein, Klentsch und Neumark haben Jahrmarkts-Privilegien (S. unten.)

Sanitäts-Personen sind 5 Wundärzte (2 in Neugedein, 1 in Klentsch und 1 in Neumark), 1 Apotheker (in Neumark) und 15 Hebammen (2 in Kauth, 2 in Klentsch, 2 in Neugedein, die übrigen in Flecken, Plöß, Maxberg, Stanetitz, Neumark, Friedrichsthal, Putzried, Chodenschloß und Wassersuppen).

[…]

Seite 111 ff.

Die Ortschaften sind

1. Kauth (Kauty), 5½ St[unde] w[estlich] von Klattau, an der Straße nach Taus, D[orf] von 117 H[äusern] mit 1083 bömischen E[inwohnern], worunter 2 Israeliten-Familien, ist nach Neugedein eingepfarrt und hat 1 Kapelle zu St. Georg M. 1 Schule, 1 obrktl. Sommerschloß mit Garten, 1 Amthaus mit den Kanzleien des Oberamtes, 1 Bräuhaus, 1 Branntweinhaus, 1 Mühle („Teichmühle“) und 1 Maierhof. Auch ist hier ein zur Neugedeiner Fabrik gehöriges Gebäude mit 3 Weber-Werkstätten und mehr als 40 Stühlen, unter der Leitung eines Werkmeisters. Abseits liegen ¼ bis 1 Stunde die besonders conscribirten Einschichten a. Althof, 5 Nrn. mit 32 E., 1 Maierhof, 1 Schäferei, 2 Mühlen und 1 Wasenmeisterei; b. Neuhof, 6 Nrn. mit 76 E., 1 Maierhof, 1 Mühle und 4 Dominical-Chaluppen.

2. Neugedein (gewöhnlich nur Gedein, oder Kdein, böhmisch Kdynie, Neygetin, Nowy Kdynie, Hutie Kdynie), ¾ St. osö. von Kauth, an der Klattauer Straße und einem kleinen unbenannten Bache, Schutzstadt von 182 H. (worunter die aus 3 Nrn. bestehende Einschicht Altgedein mit begriffen) mit 1813 größtenteils böhmischen E., worunter 3 Israeliten-Familien; hat 1 Dechantei-Kirche zum heil. Nikolaus B., 1 Dechantei-Gebäude und 1 Schule, sämtlich unter dem Patronate der Obrigkeit; ferner 1 Rathhaus, 1 k. k. landes-privil. Wollenzeug-Fabrik, und 1 eingängige Mühle. Acht Nummern der Stadt gehören unmittelbar zur Hft. Kauth. Die Kirche, bei welcher 2 Priester angestellt sind, hatte schon 1384 ihren eigenen Pfarrer. Zu ihrem Sprengel gehören, außer Neugedein selbst, die hiesigen Dörfer Kauth, Neudorf, Hlubok, Starz, Riesenberg und Bremirschen, nebst den hftl. Bistritzer Dörfern Braunpusch, Dobřikau und Branschau. Die schon oben in der allgemeinen Uebersicht des Dominiums erwähnte Wollenzeug-Fabrik ist eine der größten und ältesten Gewerbsanstalten in Böhmen. Sie wurde 1768 durch den Wiener Kaufmann Jakob Mathias Schmidt und drei Gesellschafter gegründet, deren Erben sie noch besitzen und sie durch einen Inspektor verwalten lassen. Bis zum J. 1834 gehörten zu dieser Fabrik, außer dem schon bei Kauth genannten Werkhause, 12 verschiedene größere und kleinere Gebäude, welche die Beamtenwohnungen, das Comptoir, die Magazine für die rohe Wolle, die Leimstube, die Färbereien, die Zwirnmaschinen, die Webstühle, die Pressen, die Mangel, die Seng- und Bürstmaschinen, die Werkstätten für Mechaniker, Tischler, Drechsler etc., den Trockenboden, die Gewölbe für die fertigen Waaren etc. etc. enthielten. Die Spinnerei war lediglich Handspinnerei und wurde von Dorfbewohnern in 19 Bezirken des Klattauer und Pilsener Kreises, zum Theile auch in einigen Dörfern des Egerischen Bezirkes verrichtet. […] — Neugedein hat als Ortsvorsteher einen Stadtrichter. Das Insiegel enthält das Wappen der Stadt, ein offenes Stadtthor mit einem Thurme, dessen Dach spitzig zuläuft, und an dessen beiden Seiten zwei aufrecht stehende Löwen. Es ist nicht bekannt, wann und von wem der Stadt dieses Wappen verliehen wurden ist. — Die Nahrungsquellen sind Landwirthschaft und städtische Gewerbe. Der Besitzstand ist nach dem Katastral-Zergliederungs-Summarium: Aecker 457 Joch 39 □Kl., Teiche mit Aeckern verglichen 1117 □Kl., Wiesen 132 Joch 662 □Kl.; Gärten 13 Joch 555 □Kl., Hutweiden 1020 □Kl., zusammen 604 Joch 193 □Kl. Der Viehstand ist: 31 Pferde (30 Alte, 1 Fohlen), 202 Stück Rindvieh (1 Zuchtstier, 166 Kühe, 9 Kalbinnen, 20 Zugochsen, 6 junge Ochsen), 75 Schafe (55 Alte, 20 Lämmer), 12 Stück Borstenvieh und 6 Ziegen. — Gewerbsleute sind, außer den von der Wollenzeug-Fabrik beschäftigten Personen, 90 zünftige Meister und 6 andere Befugte, mit 101 Gesellen, 41 Lehrlingen und Gehilfen, zusammen 238 Personen. Das bedeutendste Gewerbe ist das der Beuteltuchmacher, mit 24 Meistern, 36 Gesellen und 11 Lehrlingen. Handel wird von 2 gemischten Waarenhandlungen und 2 Hausirern getrieben. Die Stadt hat Privilegien zu 4 Jahrmärkten (1. Montag nach 3 Könige, 2. Montag nach Ostern, Montag nach Barthol. und an Andreas), welche von 220 inländischen Verkäufern, hauptsächlich mit Baumwollen-Schnittwaaren (50) und Schuhmacher-Arikeln (45), nächst diesen mit den übrigen gewöhnlichen Gegenständen der Landmärkte bezogen werden. Außerdem sind von der 2. Fastenwoche bis Martini jeden Freitag Rindvieh-Märkte. — […] Von den Schicksalen der Stadt ist nichts weiter bekannt, als daß im J. 1781 eine Feuersbrunst das Rathhaus sammt der Registratur, den Grundbüchern und Privilegien in Asche gelegt hat.

3. Neudorf, 1 St. ssö. von Kauth, an einem kleinen Bache, D. von 46 H. mit 309 böhmischen E., nach Neugedein eingpf., hat 1 Wirthshaus und 1 Mühle.

4. Hlubok, Hluboken, 1¼ St. sö. von Kauth, an der Klattauer Straße, D. von 62 H. mit 550 böhmischen E., worunter 1 Israeliten-Familie, nach Neugedein eingpf., hat 1 Wirthshaus, 4 Nrn. (3 Chaluppen und das Judenhaus) gehören zur Hft. Bistritz.

5. Starz, ½ St. s. von Kauth, D. von 28 H. mit 242 böhmischen E., nach Neugedein eingpf., hat ½ St. abseits 1 Maierhof (»Weißberg«).

6. Riesenberg, ¾ St. onö von Kauth, am Fuße des gleichnamigen Berges, D. von 24 H. mit 239 böhm. E., nach Neugedein eingpf. Auf dem Berge liegt die Burgruine Riesenberg, das Stammhaus des am Anfang des XVIII. Jahrhunderts erloschenen Geschlechts der Herren von Riesenberg, bekannter unter dem Namen der Herren Sswihowsky, welche zu Anfang des XV. Jahrhunderts einen großen Theil des jetzigen Klattauer und Prachiner Kreises besaßen und gemeinschaftlicher Abstammung mit den Grafen Cernin von Chudenitz waren. Puta Sswihowsky von Riesenberg war ein mächtiger Feind Utraquisten. Zitzka zerstörte Riesenberg im J. 1421. Merkwürdig ist diese Burg auch durch die große Schlacht, welche hier am 14. Aug. 1431 zwischen den Hussiten unter Prokov dem Großen und dem teutschen Kreuzheer unter dem Kurfürsten Friedrich von Brandenburg, Statt fand, und in welcher Letzteres gänzlich geschlagen wurde. Am 22. September 1466 war Riesenberg abermals Zeuge einer blutigen Niederlage teutscher Truppen, und zwar der s.g. Kreuzbrüder, welche, durch Papst Paul II. gegen den excommunicirten König Georg aufgeboten, von Baiern her in Böhmen eingefallen waren. Im J. 1546 gelangte Riesenberg an Bernhard Zehussicky von Restagow, welcher es noch 1561 besaß. Auf ihn folgte Georg Graf von Guttenstein, um das J. 1571. Im J. 1618 ließ beim Ausbruch des dreißigjährigen Krieges die ständische Regierung zu Prag das SChloß Riesenberg besetzen, um die Verbindung der Pilsner mit den Baiern zu hindern. Später wurde es von den Schweden zerstört und ist seitdem nicht wieder hergestellt worden. Auf dem Berge Přikopj, zwischen dem Riesenberge und dem zur Herrschaft Chudenitz gehörigen Herrnsteiner SChloßberge, sind Ueberreste eines verschanzten Lagers, aus einem dreifachen Wallgraben und Wällen bestehend, welche entweder aus den Zeiten einer Belagerung der Festen Herrnstein oder Riesenberg oder aus den angeführten Kriegsjahren 1431 und 1466 herrühren mögen.

7. Bremirschen, Primirschen, Přemirschen (Breiřow), ¾ St. sö. von Kauth, an der Straße nach Klattau, D. von 30 H. mit 283 böhmischen E., nach Neugedein eingpf.

8. Putzenried, Putzeried, Butzeried (Poćinowitz), 2¾ St. osö. von Kauth, am Branschower Bache, D. von 156 H. mit 1033 böhmischen E., worunter 2 Isrealiten-Familien, hat 1 Lokalie-Kirche zur heil. Anna, 1 Lokalie-Gebäude und 1 Schule, sämmtlich unter dem Patronate des Religionsfonds, und 1 Rustical-Mühle. Zur Kirche sind die hiesigen Dörfer Hadrowa und Silberberg und die zum Gute Wihořau gehörige Silbermühle eingepf.

9. Hadrowa, Hadruwa, 2¾ St. sö. von Kauth, D. 21 H. mit 191 teutschen E. nach Putzenried eingpf. ¼St. abseits liegt das einzelne Haus Drobitschek.

10. Silberberg, 2½ St. sö. von Kauth, D.von 10 H. mit 110 teutschen E., nach Putzenried eingpf.